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Weiterbildung für Pädagogen : Die Lehrer und die Politik

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Damit Wahlverweigerung nicht Schule macht: Kampagne für Erstwähler in Thüringen Bild: dpa

Was tun, wenn sich Schüler rassistisch oder demokratiefeindlich äußern? Politische Bildung für Lehrer hilft – aber in der Praxis sieht es oft düster aus.

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          Das Fazit klingt ein bisschen steif. Aber es trifft einen wunden Punkt: Das Ausmaß schulischer Demokratiebildung steigt, wenn die Lehrkräfte über die relevanten Kompetenzen verfügen, dies etwa im Leitbild der Schule verankert ist und in der Aus- und Fortbildung einen hohen Stellenwert hatte. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Demokratiebildung in Schulen“, die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erstellt wurde und Ende vergangenen Jahres erschienen ist. Allerdings gab nur ein Sechstel der befragten 1200 Lehrer an, sich im Studium intensiv damit auseinandergesetzt zu haben. In der Referendariatszeit waren es noch weniger. Ist politische Bildung also ein hehres Ziel, das im Alltag bedenklich schrumpft?

          „Die Berufsschule ist der letzte Zeitpunkt, an dem wir Jugendliche schulpädagogisch erreichen können“, sagt Rico Behrens, Leiter des Projektes „Starke Lehrer – starke Schüler“, das von der sächsischen Landesregierung und der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt wird. Diese Fortbildung, die seit dem Jahr 2015 viele sächsische Berufsschullehrer wahrgenommen haben, füllt eine Lücke in der Lehrerausbildung in Sachsen: Denn Lehramtsstudenten haben politische Bildung in ihrer Ausbildung bislang nicht auf dem Stundenplan. „Stehen sie dann vor der Klasse und Schüler äußern alltagsrassistische Überzeugungen, dann wissen sie häufig nicht, wie sie reagieren sollen“, sagt Behrens. Er ist Professor für Didaktik der Politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden und fordert ein verpflichtendes Modul „Politische Bildung“ für alle Lehramtsstudenten.

          Die Kultusministerkonferenz (KMK) reagierte im Oktober vergangenen Jahres auf „veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und aktuelle politische Herausforderungen“ mit einer Überarbeitung ihrer Empfehlungen. Demnach soll „Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule“ durch Beratung und Fortbildung der Länder in den Schulen umgesetzt werden. Die Länder sollen auch prüfen, in welcher Weise dies die Prüfungsordnungen und Ausbildungskapazitäten an den Universitäten betrifft, um auch zukünftige Lehrer zu erreichen. „Es wird zu Verteilungskämpfen um die Anteile innerhalb der vollen Studienpläne kommen“, sagt Tonio Oeftering, Professor für Politische Bildung an der Universität Oldenburg. „Zudem sind die Kapazitäten für Politikdidaktik an den Universitäten derzeit nicht ausreichend.“ Obwohl die freiheitliche Grundordnung in den Schulgesetzen der Bundesländer verankert ist, ist die politische Bildung als sogenannte Querschnittsfunktion in der Lehramtsausbildung in den Bundesländern unterschiedlich geregelt: In Bayern etwa wird Staatsbürgerliche Bildung in der Referendariatszeit allen Lehramtsanwärtern jeder Schulart vermittelt; im zweiten Staatsexamen gibt es eine Prüfung. Dabei handelt es sich um eine Kombination: einerseits Grundlagenkenntnisse, zum Beispiel politische Ideologien, andererseits die Vermittlung aktueller politischer Entwicklungen an Schüler – da geht es etwa um das Thema Migration. Es handelt sich um sogenanntes Querschnittswissen, das in jedem Schulfach Anwendung findet.

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